Persönliche Geschichte von Thomas P. – Long Covid

Hör dir die Audio-Version dieses Artikels an (generiert von KI).

 

Meine Long-COVID-Geschichte – Ein Leben, das nicht mehr dasselbe ist

Ich bin einer derjenigen, die in der ersten Welle an COVID-19 erkrankten. Damals wusste noch niemand genau, was dieses Virus mit einem Menschen anrichten kann. Ich wusste nur, dass es mich mit voller Wucht erwischt hatte. Mein Körper kämpfte ums Überleben – und ich hatte Momente, in denen ich nicht wusste, ob ich es überhaupt schaffen würde.

Ich überlebte. Doch das Leben, das ich zurückbekam, war nicht mehr dasselbe.

Vom Leben zur Qual – als ob nichts mehr funktioniert

Die akute Erkrankung war überstanden, aber mein Körper war nicht mehr meiner. Eine erdrückende, lähmende Müdigkeit begleitete mich Tag für Tag. Es war nicht einfach nur Erschöpfung, die man mit Schlaf beheben kann – es war, als wäre mir die Energie für alles entzogen worden. Selbst einfachste Dinge wie Aufstehen, Gehen oder Denken wurden zur unüberwindbaren Hürde.

Mein Kopf fühlte sich an, als wäre er voller Nebel. Gedanken kamen und verschwanden, bevor ich sie greifen konnte. Ich konnte mich nicht konzentrieren, mein Gedächtnis spielte mir Streiche. Früher hatte ich mich auf meine Fähigkeiten verlassen können – jetzt war ich ein Fremder in meinem eigenen Geist.

Mein Körper veränderte sich ebenfalls drastisch. Innerhalb kurzer Zeit nahm ich 35 kg zu. Nicht, weil ich zu viel aß oder mich nicht bewegte – sondern weil mein Stoffwechsel offenbar völlig durcheinander war. Trotz aller Untersuchungen fanden die Ärzte nichts. Blutwerte? Perfekt. Untersuchungen? Unauffällig. Auf dem Papier war ich gesund. In Wirklichkeit war ich ein Wrack.

Hilfe suchen, aber keine bekommen

Ich rannte von Arzt zu Arzt. Ich hoffte auf Antworten, auf eine Erklärung, auf eine Behandlung – irgendetwas, das mir helfen würde, mein Leben zurückzubekommen. Aber immer wieder stieß ich auf Unwissenheit oder Desinteresse.

„Ihre Werte sind in Ordnung.“
„Das wird schon wieder.“
„Vielleicht ist es psychisch?“

Doch ich wusste: Es ist nicht psychisch. Es ist real.

Und es machte mich wütend. Nicht nur für mich, sondern für all die anderen, die das Gleiche durchmachten. Menschen, die plötzlich aus dem Leben gerissen wurden und nun in einer Welt existierten, die nicht verstand, was mit ihnen passiert.

Doppelte Last – Meine Frau und ich kämpfen gemeinsam

Als wäre mein eigener Kampf nicht genug, wurde auch meine Frau schwer krank – sogar noch schwerer als ich. Während ich selbst kaum stehen konnte, musste ich für sie da sein, sie pflegen, sie unterstützen. Jeder Tag war ein Balanceakt zwischen meiner eigenen Erschöpfung und ihrer Notwendigkeit, Hilfe zu bekommen.

Ich hatte keine Wahl. Ich musste funktionieren. Also tat ich es – irgendwie.

Langsam zurück ins Leben – aber nur ein Stück weit

Heute, nach all den Jahren, habe ich mich zu einem gewissen Grad zurückgekämpft. An guten Tagen bin ich vielleicht 60 % wieder da. Aber die Müdigkeit bleibt. Der Brainfog bleibt. Die Belastungsgrenzen sind eng gesteckt. Mein Leben ist nicht mehr das, was es einmal war – aber ich versuche, es in dem Rahmen zu leben, den ich noch habe.

Doch was mich am meisten belastet, ist nicht nur die Krankheit selbst, sondern das fehlende Verständnis. Von Ärzten. Von der Gesellschaft. Von einem System, das für Menschen wie mich nicht gemacht ist.

Ich bin kein Einzelfall. Es gibt so viele von uns. Und solange wir schweigen, bleibt unser Leiden unsichtbar.

Deshalb teile ich meine Geschichte. Damit andere wissen: Du bist nicht allein.