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Ein Artikel aus dem Tagesanzeiger vom 06.11.2024 geschrieben von Markus Brotschi
Für viele von uns ist die Invalidenversicherung (IV) oft die letzte Rettung, wenn wir wegen schwerer psychischer oder körperlicher Erkrankungen nicht mehr arbeitsfähig sind. Doch die finanzielle Lage der IV ist angespannt: Mit rund 10 Milliarden Franken Schulden bei der AHV kämpft die IV um Stabilität, und die Schuldenlast scheint kaum zu bewältigen. Was bedeutet das für Menschen, die auf die IV angewiesen sind – besonders jene mit psychischen Erkrankungen?
Mehr IV-Renten, weniger Chancen auf Rückzahlung der Schulden
Die Zahl der Menschen, die auf eine IV-Rente angewiesen sind, steigt kontinuierlich. Besonders auffällig ist die Zunahme der Renten aufgrund psychischer Erkrankungen, die mittlerweile etwa die Hälfte aller Neurenten ausmachen. Dazu kommt, dass weniger Menschen ihren Rentenanspruch verlieren als erwartet – die sogenannten „Abgänge“ bleiben aus. Für die IV bedeutet das: Es kommen immer mehr Neurenten hinzu, während die Einnahmen und das verbleibende Kapital sinken.
Aus der Sicht eines Betroffenen stellt sich die Frage: Wie stabil ist die finanzielle Zukunft der IV? Werden die nötigen Mittel auch in den kommenden Jahren bereitstehen? Die Unsicherheit steigt – nicht nur für die Institution, sondern auch für uns als Betroffene, die von dieser Absicherung abhängig sind.
Psychische Erkrankungen als Hauptgrund für Neurenten
Die Zahlen zeigen, dass psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen und andere belastende mentale Zustände mittlerweile einen großen Teil der IV-Leistungen ausmachen. Dies hat viele Ursachen: Einerseits steigt das Bewusstsein für psychische Gesundheit, und mehr Menschen suchen Hilfe, statt ihre Probleme zu verbergen. Andererseits hat die Gesellschaft eine größere Belastung durch Stress und Druck, was zur Folge hat, dass immer mehr Menschen mit psychischen Problemen zu kämpfen haben.
Auch junge Erwachsene sind stark betroffen: Die Zahl der IV-Bezüger unter 34 Jahren hat stark zugenommen. Diese Entwicklung zeigt, dass psychische Gesundheit nicht nur ein Thema für ältere Generationen ist, sondern alle Altersgruppen betrifft.
Ein neues Berechnungsmodell führt zu weiteren Neurenten
Ein zusätzliches Problem, das zur finanziellen Belastung der IV beiträgt, ist ein neues Berechnungsmodell, das 2018 aufgrund eines Urteils des Europäischen Gerichtshofs eingeführt wurde. Dieses Modell korrigiert eine Diskriminierung von Teilzeitbeschäftigten, die ihr Arbeitspensum reduzieren – zum Beispiel, um sich um Kinder oder den Haushalt zu kümmern. Das neue Modell hat zur Folge, dass mehr Menschen Anspruch auf eine IV-Rente haben, was zu einem weiteren Anstieg der Renten und zur finanziellen Belastung der IV führt.
Was bedeutet das für die Zukunft der IV und die Betroffenen?
Für die IV bedeutet diese Entwicklung, dass sie sich aus eigener Kraft kaum mehr entschulden kann. Verschiedene Szenarien zeigen, dass es für die IV schwer bis unmöglich ist, die Schulden aus den Einnahmen zu begleichen. Dies könnte zur Folge haben, dass die Politik einschreiten und über Lösungen entscheiden muss – sei es durch zusätzliche Finanzhilfen oder eine Umstrukturierung.
Für uns als Betroffene bleibt die Hoffnung, dass die IV auch in Zukunft die nötigen Mittel hat, um die Leistungen zu gewährleisten. Die IV ist oft die letzte Unterstützung, die uns Stabilität und Sicherheit bietet, wenn alles andere versagt. Doch diese Sicherheit ist durch die finanzielle Situation der IV in Frage gestellt.
Ein Appell für Verständnis und Unterstützung
In einer Zeit, in der psychische Erkrankungen immer mehr Menschen betreffen und Teilzeitbeschäftigung oft die einzige Lösung für eine ausgewogene Work-Life-Balance ist, muss auch die soziale Absicherung mithalten. Die IV ist dabei eine unverzichtbare Säule. Dass die Kosten steigen, ist die logische Folge einer Gesellschaft, die versucht, auch jene zu unterstützen, die still und oft im Verborgenen leiden.
Wir müssen uns dafür einsetzen, dass die Politik nachhaltige Lösungen findet, um die IV zu stabilisieren, ohne jene im Stich zu lassen, die auf Unterstützung angewiesen sind. Denn am Ende geht es um Menschenleben – um die Stabilität und Würde jener, die ohne diese Absicherung keine Perspektive hätten.
Ein sehr interessanter Artikel, der leider auch meine Erfahrungen widerspiegelt.