Wenn Corona eine Familie zerstört: Post-Vac und Long COVID als doppeltes Schicksal

Quelle: NDR.de

Es gibt Geschichten, die unter die Haut gehen. Die uns daran erinnern, dass hinter den nüchternen Statistiken und medizinischen Fachbegriffen echte Menschen stehen. Peters Familie ist eine von ihnen – zerrissen von den Folgen der Pandemie, gleich doppelt getroffen von medizinischen Komplikationen, die kaum jemand verstand. Eine Geschichte über Impfschäden, Long COVID, fehlende medizinische Hilfe und den verzweifelten Kampf einer Familie, die nur das Richtige tun wollte.

Bei Ich bin kein Einzelfall kennen wir viele solcher Schicksale. Doch selten treffen Post-Vac-Syndrome und Long COVID eine Familie mit solcher Wucht wie in diesem Fall.

Eine Entscheidung mit fatalen Folgen

Die Beweggründe der vierköpfigen Familie waren nachvollziehbar: Da die Tochter chronisch krank war, entschieden sie sich für die Corona-Impfung – zum Schutz der Tochter und aller anderen Familienmitglieder. Was als verantwortungsvolle Entscheidung begann, wurde zum Anfang einer Tragödie.

Nach der dritten Impfung verschlechterte sich der Gesundheitszustand des Sohnes dramatisch. “Der Notarzt ruft Verstärkung, am Ende ringt eine ganze Handvoll Mediziner um das Leben des jungen Mannes”, erinnert sich Peter. Nur knapp überlebt der damals 19-Jährige diese Nacht. Sein Leben als Triathlet endet abrupt, stattdessen verbringt er lange Monate krank und völlig erschöpft im abgedunkelten Zimmer.

Die Diagnose: ein Impfschaden am Herzen, der schließlich sogar amtlich anerkannt wird – allerdings ohne finanzielle Unterstützung. Das vernarbte Herzmuskelgewebe bleibt irreparabel geschädigt, sein Studium muss er abbrechen.

Zum Opfer gemacht – zweimal

Als wäre die gesundheitliche Belastung nicht genug, wird der junge Mann im Internet zur Zielscheibe von Hass und Häme. Als er im Sommer 2022 öffentlich über seinen Impfschaden spricht, schlägt ihm Unverständnis von allen Seiten entgegen.

Von medizinischer Seite heißt es: “Das kann gar nicht sein. Impfschäden gibt es nicht.” Von Impfgegnern kommt hingegen: “Selbst Schuld. Wenn du dich hast spritzen lassen.” Manche wünschen ihm sogar den Tod. Eine perfide Doppelmoral, die viele Betroffene erleben und die wir bei Ich bin kein Einzelfall leider nur zu gut kennen.

Dieser öffentliche Hass zwang den jungen Mann schließlich, alle sozialen Medien zu löschen – ein Schritt, den er heute als befreiend empfindet: “Das kann ich jedem empfehlen.”

Kein Licht am Ende des Tunnels

Gerade als der Sohn langsam beginnt, sich in kleinen, mühsamen Schritten ins Leben zurückzukämpfen, nimmt das Schicksal eine weitere dramatische Wendung. Mutter Anja steckt sich bei ihrem Mann mit Corona an. Trotz dreifacher Impfung erkrankt sie schwer und entwickelt Long COVID in seiner schwersten Form.

Wie so oft in der Pandemie steht die Familie auch hier medizinischem Unwissen gegenüber. Von Behandlung zu Behandlung verschlechtert sich Anjas Gesundheitszustand. Aus der einst lebensfrohen Mutter, Sportlerin und Physiotherapeutin wird binnen weniger Monate ein bettlägeriger Pflegefall.

“Die zerreißenden Kopfschmerzen Tag und Nacht sind das schlimmste”, berichtet Peter. “Aber bald kommt sie auch keine Treppe mehr hoch, hat Krämpfe und etliche Symptome im ganzen Körper, nimmt bergeweise Medikamente. Nichts hilft.”

Die Parallelen zu vielen Geschichten in unserer Community bei Ich bin kein Einzelfall sind erschreckend. Die Symptome, die mangelnde ärztliche Unterstützung, die Verzweiflung – all das erleben zahlreiche Long-COVID-Betroffene, wenn auch glücklicherweise selten in dieser Intensität.

Eine Entscheidung der Verzweiflung

Das Ende von Anjas Geschichte ist besonders tragisch: Als sie nicht mehr kann und will, beendet sie mit letzter Kraft ihr Leben. Ein Schicksal, das unter die Haut geht und nachdenklich macht. Wie verzweifelt muss ein Mensch sein, um diesen letzten Ausweg zu wählen? Wie unerträglich müssen die Symptome und wie hoffnungslos die Situation erscheinen?

Für viele schwer von Long COVID Betroffene ist Suizidalität ein Thema, über das kaum gesprochen wird. Umso wichtiger ist es, dass Unterstützungsnetzwerke existieren, die Betroffenen zeigen: Ihr seid nicht allein. Es gibt Hilfe, auch wenn der Weg oft steinig und lang ist.

Eine Stimme für die Schweigenden

Peter hat sich entschlossen, die Geschichte seiner Familie öffentlich zu machen – nicht aus Sensationslust, sondern aus tiefer Überzeugung: “Wenn nur einem einzigen derer, die mit Post Vac oder Post Covid in dunklen Zimmern liegen, geholfen werden könnte, dann hätte es sich schon gelohnt, dass ich erzähle, was los ist. Es sind so viele und sie haben keine Stimme, weil sie zu schwach sind.”

Aus diesem Grund unterstützt er das ehrenamtliche Netzwerk “Nichtgenesen”, welches von Betroffenen ins Leben gerufen wurde. Eine Initiative, die in ihrem Grundgedanken unserer Community ähnelt: Betroffenen eine Stimme geben, sie vernetzen und unterstützen.

Peter selbst versucht, durch Sport neuen Halt zu finden. Er geht täglich schwimmen und will in diesem Jahr an der Weltmeisterschaft im Freiwasserschwimmen teilnehmen. “Ich war schon immer ein zuversichtlicher Mensch. Ich muss und will auch für Anja weitermachen”, sagt er.

Neuanfang mit bleibenden Narben

Sein Sohn hat sich derweil für einen radikalen Schritt entschieden: Er ist in ein anderes Land ausgewandert. Dorthin, “wo man mich nicht kennt. Wo mein Leben ein unbeschriebenes Blatt Papier ist.”

Doch obwohl er geografisch einen Neuanfang wagt, bleiben die körperlichen Narben: Das kranke Herz wird ihn sein Leben lang begleiten. Und gegen das “fiese Kribbeln”, das unter seiner Haut immer und tagtäglich brennt, helfen nur extreme Temperaturen – Hitze und Kälte werden daher feste Begleiter in seinem Leben bleiben.

Was können wir aus dieser Geschichte lernen?

Peters Familiengeschichte ist ein extremes Beispiel dafür, wie die Pandemie und ihre Folgen Leben zerstören können. Sie steht exemplarisch für die Schicksale vieler Menschen, die unter Post-Vac-Syndromen oder Long COVID leiden:

  • Medizinische Unkenntnis: Sowohl bei Impfschäden als auch bei Long COVID fehlt es oft an medizinischem Wissen und angemessener Behandlung
  • Soziale Isolation: Betroffene werden häufig nicht ernst genommen oder sogar angefeindet
  • Finanzielle Not: Trotz anerkannter Schäden fehlt es an finanzieller Unterstützung
  • Psychische Belastung: Die Kombination aus körperlichem Leiden, sozialer Isolation und fehlender Perspektive kann zu schweren psychischen Krisen führen

Bei Ich bin kein Einzelfall setzen wir uns dafür ein, dass Betroffene nicht allein gelassen werden. Wir bieten einen geschützten Raum für Austausch, Information und gegenseitige Unterstützung. Entdecke die vielen Vorteile unserer Gemeinschaft und erfahre, wie wir gemeinsam stärker sind.

Ein gesellschaftliches Umdenken ist nötig

Geschichten wie die von Peters Familie machen deutlich: Wir brauchen als Gesellschaft dringend ein Umdenken im Umgang mit Menschen, die unter den Folgen der Pandemie leiden – sei es durch Long COVID oder durch Impfkomplikationen.

Statt Betroffene gegeneinander auszuspielen oder ihre Leiden zu leugnen, sollten wir:

  1. Forschung intensivieren: Sowohl zu Long COVID als auch zu Impfnebenwirkungen
  2. Medizinische Versorgung verbessern: Spezialisierte Anlaufstellen für beide Betroffenengruppen
  3. Finanzielle Absicherung gewährleisten: Menschen, die durch Pandemiefolgen arbeitsunfähig werden, dürfen nicht in finanzielle Not geraten
  4. Gesellschaftliche Akzeptanz fördern: Statt Stigmatisierung brauchen Betroffene Verständnis und Unterstützung

Diese Geschichte, so schmerzhaft sie ist, kann ein Weckruf sein – für mehr Menschlichkeit, mehr Verständnis und mehr Unterstützung für alle, die unter den langfristigen Folgen der Pandemie leiden.

In diesem Sinne: Bleiben wir verbunden, bleiben wir informiert – und geben wir niemals auf. Denn du bist nicht allein, ich bin kein Einzelfall.


Quelle: Berichterstattung von Anne Gänsicke, 15.03.2025

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