Post-Exertional Malaise (PEM): Ein Kernsymptom von ME/CFS und Long Covid – Umgang und Hoffnung

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Das Video beleuchtet die Post-Exertional Malaise (PEM), ein belastendes Symptom, das sowohl bei ME/CFS als auch bei Long Covid auftritt. Es zeigt, wie komplex dieses Phänomen ist und wie wichtig der richtige Umgang damit ist, um Betroffenen eine Perspektive auf Stabilisierung und mögliche Besserung zu bieten.


Was ist PEM und wie zeigt es sich?

PEM beschreibt die Verschlechterung von Symptomen nach einer physischen oder mentalen Belastung, die oft zeitverzögert eintritt. Selbst geringe Aktivitäten wie Spazierengehen, Einkaufen oder ein kurzes Gespräch können dazu führen, dass Betroffene Tage oder sogar Wochen für die Regeneration benötigen. Typische Symptome sind:

  • Völlige Erschöpfung: Betroffene fühlen sich, als würden „zwei Busse auf ihnen lasten“.
  • Muskelschmerzen und Grippe-ähnliche Beschwerden: Einhergehend mit Fiebergefühl und Lymphknotenschwellungen.
  • Kognitive Einschränkungen: Konzentrationsstörungen und geistige Überforderung treten häufig auf.

Die Herausforderung besteht darin, dass PEM nicht vorhersehbar ist und oft von scheinbar harmlosen Aktivitäten ausgelöst wird.


Herausforderungen im Alltag: Der Teufelskreis von Schonung und Überforderung

Für Betroffene ist es ein schmaler Grat zwischen notwendiger Schonung und dem Risiko, in einen Zustand der Dekonditionierung zu geraten. Durch zu wenig Bewegung bauen Muskeln und Herz-Kreislauf-Kapazitäten ab, was dazu führt, dass selbst kleinste Aktivitäten noch schneller zu Erschöpfung führen. Gleichzeitig können Versuche, sich aktiv zu belasten, die Symptome verschlimmern und zu noch längeren Erholungsphasen führen.

Diese Dynamik ist nicht nur physisch, sondern auch emotional belastend. Viele Betroffene berichten von Angst vor neuen „Crashs“, was dazu führt, dass sie noch vorsichtiger werden und in ihren Möglichkeiten immer weiter eingeschränkt sind.


Der Weg zu einem besseren Umgang mit PEM

Das Video gibt wertvolle Ratschläge, wie Betroffene mit PEM umgehen können:

  1. Das Konzept des Pacing:
    • Aktivitäten sollten so geplant werden, dass die individuelle Belastungsgrenze nicht überschritten wird.
    • Ruhepausen sind essenziell, jedoch ohne völlige Inaktivität, um Dekonditionierung zu vermeiden.
  2. Mini-Intervalle und Regeneration:
    • Belastungen sollten in sehr kurzen Abschnitten erfolgen, beispielsweise 10 bis 20 Sekunden, gefolgt von ausreichend Ruhe.
    • Die Erholungszeit nach einer Aktivität sollte abgewartet werden, bevor neue Belastungen hinzukommen.
  3. Die innere Haltung zählt:
    • Eine positive Einstellung und der Verzicht auf Katastrophendenken sind entscheidend. Begriffe wie „Crash“ sollten vermieden werden, da sie mentale Blockaden verstärken können.
    • Stattdessen hilft es, Symptome als Teil eines Anpassungsprozesses des Körpers zu sehen.

PEM bei Long Covid: Parallelen und Besonderheiten

Die Überschneidungen zwischen ME/CFS und Long Covid machen deutlich, wie wichtig eine gemeinsame Herangehensweise ist. Auch viele Long-Covid-Betroffene erleben PEM und kämpfen mit den gleichen Herausforderungen wie Menschen mit ME/CFS. Die Forschung zu Long Covid hat jedoch eine neue Dringlichkeit geschaffen, die auch ME/CFS zugutekommt – und die Hoffnung auf bessere Diagnostik und Therapien nährt.


Hoffnung durch Wissen und Unterstützung

Das Video betont, dass Wissen über PEM der Schlüssel ist, um besser mit der Erkrankung umgehen zu können. Aufklärung für Patient:innen, Angehörige und medizinische Fachkräfte ist ebenso wichtig wie mehr Forschung, um die genauen Mechanismen hinter PEM zu verstehen.

Für Betroffene gibt es Hoffnung, dass mit der richtigen Balance aus Aktivität und Ruhe Fortschritte möglich sind. Es erfordert Geduld, Unterstützung und eine Gemeinschaft, die die Herausforderungen anerkennt und gemeinsam daran arbeitet, die Lebensqualität zu verbessern.


Individuelle Grenzen erkennen: Ein Balanceakt mit Ungewissheiten

Ein Aspekt, der im Umgang mit PEM oft unterschätzt wird, ist die Bedeutung der individuellen Belastungsgrenze. Diese variiert stark zwischen Betroffenen und kann sich je nach Tagesform und Lebenssituation ändern. Es gibt keinen festen Maßstab, der für alle gilt. Während für manche ein Spaziergang von wenigen Minuten bereits zu einem Rückfall führt, können andere eine Stunde moderater Aktivität tolerieren. Das bedeutet, dass Betroffene kontinuierlich ihre Grenzen beobachten und neu bewerten müssen. Hierbei helfen Aktivitätstagebücher, um Zusammenhänge zwischen Aktivitäten und Symptomen besser zu verstehen. Doch selbst mit solchen Hilfsmitteln bleibt PEM oft unvorhersehbar, was die emotionale Belastung zusätzlich verstärkt.


Die Rolle der Forschung: Hoffnung auf konkrete Fortschritte

Trotz der Dringlichkeit gibt es bislang keine spezifischen Medikamente oder Therapien, die PEM gezielt lindern können. Ein Hoffnungsschimmer liegt in der wachsenden Forschung zu Long Covid, die auch Erkenntnisse für ME/CFS liefern könnte. Studien zu autoimmunologischen Prozessen und gestörten Energiehaushalten zeigen erste vielversprechende Ansätze, auch wenn konkrete Ergebnisse noch auf sich warten lassen. Gleichzeitig betont das Video, wie wichtig es ist, bestehende Strategien wie Pacing weiterzuentwickeln und evidenzbasierte Empfehlungen für Betroffene zu schaffen. Die Kombination aus individueller Anpassung und wissenschaftlichem Fortschritt könnte langfristig der Schlüssel sein, um die Lebensqualität der Betroffenen nachhaltig zu verbessern.

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