Long Covid, ME/CFS und die bittere Realität: Wenn das Leben nicht mehr das Gleiche ist

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Long Covid ist eine der größten gesundheitlichen Krisen unserer Zeit – und doch wird sie immer noch nicht ausreichend ernst genommen. Das Video zeigt eindrücklich, wie schwer das Leben für Betroffene geworden ist, wie sehr sie kämpfen müssen – nicht nur gegen ihre Krankheit, sondern auch gegen ein System, das sie im Stich lässt. Besonders tragisch ist das Schicksal von Menschen wie Marco Muraro, der nach einer Covid-Infektion sein gesamtes Leben verlor: seine Gesundheit, seine Arbeit, seine finanzielle Sicherheit und ein Stück weit auch seine Hoffnung.


Was ist Long Covid – und warum betrifft es so viele?

Long Covid beschreibt anhaltende Symptome, die Wochen, Monate oder sogar Jahre nach einer Covid-19-Infektion bestehen bleiben. Die Beschwerden sind vielfältig, aber viele Betroffene entwickeln ein Krankheitsbild, das stark an ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom) erinnert.

Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Extreme Erschöpfung (Fatigue): Eine lähmende Müdigkeit, die selbst mit ausreichend Schlaf nicht besser wird.
  • Post-Exertional Malaise (PEM): Eine massive Verschlechterung des Zustands nach körperlicher oder geistiger Anstrengung.
  • Kognitive Probleme („Brain Fog“): Konzentrationsstörungen, Wortfindungsprobleme, Vergesslichkeit.
  • Orthostatische Intoleranz: Probleme mit dem Kreislauf beim Stehen, oft verbunden mit Schwindel und Ohnmachtsanfällen.
  • Chronische Schmerzen: Muskel- und Nervenschmerzen, für die es oft keine Erklärung gibt.

Die Betroffenen sind oft nicht mehr in der Lage, ihren Alltag zu bewältigen. Arbeiten wird unmöglich, soziale Kontakte zerbrechen, das Leben reduziert sich auf ein Überleben – oft isoliert in einem dunklen Zimmer.


Marco Muraros Geschichte: Vom Leben in die Isolation

Marco Muraro ist einer dieser Menschen. Vor seiner Erkrankung war er voller Energie, ein aktiver Mensch, der sein Leben genoss. Er liebte es, mit seinem Sohn zu spielen, Sport zu treiben, auf dem Wasser zu sein. Doch dann kam Long Covid – und plötzlich ging nichts mehr.

Seine Symptome sind schwerwiegend: Er hat ständige Schmerzen, wird von extremer Erschöpfung geplagt und sein Kreislauf bricht beim Stehen zusammen. Schwindelanfälle und Ohnmachtsattacken sind mittlerweile Alltag. Hinzu kommen kognitive Einschränkungen – sein Gehirn arbeitet nicht mehr so, wie es sollte.

Doch nicht nur seine Gesundheit hat er verloren – auch seine finanzielle Sicherheit. Sein Antrag auf IV-Unterstützung wurde abgelehnt, obwohl er nicht mehr arbeitsfähig ist. Jetzt lebt er von 900 Franken Sozialhilfe im Monat. Viel zu wenig, um ein würdiges Leben zu führen. Ein würdevoller Umgang mit Betroffenen sieht anders aus.


Das System versagt – und lässt die Schwächsten zurück

Das Schicksal von Marco Muraro ist kein Einzelfall. In der Schweiz gibt es rund 40.000 Menschen, die unter schweren Long-Covid-Folgen leiden. Doch das Gesundheitssystem ist auf diese Welle nicht vorbereitet – und das zeigt sich an vielen Stellen:

  1. Fehlende medizinische Versorgung:
    • Es gibt viel zu wenige spezialisierte Long-Covid- oder ME/CFS-Kliniken.
    • Wartezeiten für Fachärzte oder Therapieplätze betragen oft Monate oder Jahre.
  2. Soziale Absicherung fehlt:
    • Viele Betroffene bekommen keine IV-Rente oder müssen jahrelang kämpfen.
    • Viele können nicht mehr arbeiten, erhalten aber keine finanzielle Unterstützung.
  3. Gesellschaftliche Stigmatisierung:
    • Noch immer glauben viele, dass Long Covid „nur Einbildung“ sei.
    • Viele Patient:innen fühlen sich von Ärzten und Versicherungen nicht ernst genommen.

Für viele ist der Weg durch die Krankheit deshalb doppelt schwer: Einerseits kämpfen sie mit den enormen körperlichen Belastungen – andererseits mit einem bürokratischen System, das sie alleine lässt.


Ein kleiner Lichtblick: Solidarität aus der Bevölkerung

Doch es gibt auch Zeichen der Hoffnung. Als Marco Muraro von der IV keinen elektrischen Rollstuhl genehmigt bekam, startete er ein Crowdfunding. Innerhalb von nur 48 Stunden kamen 15.000 Franken zusammen – gespendet von Menschen, die ihn unterstützen wollten.

Das zeigt: Auch wenn das System versagt, gibt es noch Menschlichkeit. Die Solidarität, die Marco erfahren hat, gibt ihm Hoffnung. Aber er sagt auch: Es kann nicht sein, dass kranke Menschen auf Spenden angewiesen sind, um ein würdiges Leben zu führen. Die soziale Absicherung sollte in einem Land wie der Schweiz eigentlich selbstverständlich sein.


Was muss sich ändern?

Das Video macht eines ganz klar: Long Covid und ME/CFS sind nicht einfach vorübergehende Beschwerden. Sie zerstören Existenzen – und sie brauchen dringend mehr Aufmerksamkeit.

  1. Bessere medizinische Versorgung:
    • Mehr spezialisierte Long-Covid- und ME/CFS-Kliniken.
    • Schnellere Diagnosen und individuell angepasste Behandlungen.
  2. Soziale Sicherheit für Betroffene:
    • Anerkennung von Long Covid und ME/CFS als schwere, chronische Krankheiten.
    • Schnellere und fairere Entscheidungen bei IV-Anträgen.
  3. Aufklärung und Anerkennung:
    • Gesellschaftliche Sensibilisierung für die Realität von Long Covid.
    • Schulungen für Ärzt:innen, damit sie Betroffene besser unterstützen können.

Ein Weckruf, den wir nicht ignorieren dürfen

Long Covid betrifft nicht nur eine kleine Gruppe von Menschen – es kann jeden treffen. Und die Zahl der Betroffenen wächst weiter. Doch solange das System nicht auf diese Krise reagiert, werden viele Menschen weiter in Armut und Isolation gedrängt.

Marco Muraros Geschichte ist nur eine von vielen. Es ist höchste Zeit, hinzuhören, zu handeln und dafür zu sorgen, dass Menschen mit Long Covid und ME/CFS nicht mehr übersehen werden. Denn Krankheit sollte niemals Armut oder Perspektivlosigkeit bedeuten. Es ist an der Zeit, dass wir als Gesellschaft Verantwortung übernehmen.

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