
Quelle: Blick.ch
Fünf Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie kämpfen viele Betroffene immer noch mit den Langzeitfolgen einer Infektion. Katharina K. aus Zürich ist eine von ihnen – ihre Geschichte zeigt, was es bedeutet, wenn Long Covid das Leben von einem Tag auf den anderen komplett verändert.
- Wenn der Akku jeden Tag nur bei 20% startet
- Der Kampf um Anerkennung und Behandlung
- Die Suche nach Heilung: Katharinas mutige Reise nach Wien
- HELP-Apherese: Hoffnungsvoller Therapieansatz für Long-Covid-Patienten
- Vor dem Virus: Ein Leben voller Energie
- Zwischen Solidarität und Systemversagen: Wenn Fremde einspringen müssen
- Unverständnis und Anfeindungen: Wenn die Krankheit abgesprochen wird
- Du bist nicht allein
- Gemeinsam stärker
- Werde Teil unserer Gemeinschaft
Wenn der Akku jeden Tag nur bei 20% startet
“Man muss sich vorstellen, man wacht jeden Tag mit nur 20 Prozent seines Akkus auf.” Mit diesen Worten beschreibt die 41-jährige Katharina K. ihren Alltag mit Long Covid. Nach drei Corona-Infektionen innerhalb von neun Monaten ist für die einst aktive Frau nichts mehr, wie es einmal war:
- Extreme Erschöpfung und chronische Müdigkeit
- Konzentrationsschwierigkeiten und Gedächtnisprobleme
- Muskel- und Gelenkschmerzen ohne erkennbare Entzündungen
- Herzrasen und Schwindel
- Überempfindlichkeit gegenüber Licht und Geräuschen
Was für viele Gesunde selbstverständlich erscheint – ein Einkauf, ein Gespräch mit Freunden oder ein Spaziergang – erfordert für Long-Covid-Betroffene wie Katharina enorme Kraftanstrengung. Und nach jeder Anstrengung folgt oft der “Crash” – eine massive Verschlimmerung aller Symptome.
Der Kampf um Anerkennung und Behandlung
Seit Juli 2023 ist Katharina zu 100 Prozent krankgeschrieben. Im Juni 2025 läuft ihr Krankentaggeld aus – wenn sie bis dahin nicht mindestens teilweise arbeitsfähig ist, droht ihr der Verlust ihres geliebten Jobs am Flughafen Zürich.
Die verzweifelte Situation brachte sie dazu, nach alternativen Behandlungsmethoden zu suchen. In einer speziellen Klinik in Wien unterzog sie sich einer kostenintensiven Blutwäsche-Therapie (Hämo-Hyper-Oxygenierungsperfusionen). Die Behandlung wird von Schweizer Krankenkassen nicht übernommen, da laut BAG “bisher keine solide wissenschaftliche Evidenz bezüglich der Wirksamkeit dieser Behandlung bei Post-Covid” vorliegt.
Die Suche nach Heilung: Katharinas mutige Reise nach Wien
Als die herkömmlichen Behandlungsmethoden keine Linderung brachten, fasste Katharina einen mutigen Entschluss. Mit Hilfe eines Spendenaufrufs auf der Plattform Gofundme sammelte sie Geld für eine spezielle Behandlung in Wien. “Das war mega krass, und ich bin allen Personen richtig dankbar”, erzählt sie über die überwältigende Unterstützung, die sie erfahren hat.
HELP-Apherese: Hoffnungsvoller Therapieansatz für Long-Covid-Patienten
Die im Artikel erwähnte spezielle Blutwäsche, die Katharina in Wien durchführen ließ, ist als HELP-Apherese (Heparin-induzierte extrakorporale LDL-Präzipitation) bekannt. Bei dieser Behandlungsmethode wird das Blut des Patienten außerhalb des Körpers gefiltert und aufbereitet. Wie Katharina beschreibt, wurde ihr “komplettes Blut neunmal gefiltert und erhitzt”, wobei sie sich “in einem künstlichen Fieberzustand” befand. Die Therapie zielt darauf ab, schädliche Blutbestandteile wie bestimmte Proteine, Entzündungsmarker und Mikrogerinnsel zu entfernen, die bei Long-Covid-Patienten häufig in erhöhter Konzentration nachgewiesen werden können.
Die Hämo-Hyper-Oxygenierungsperfusion (HHO) ist eine Variante dieser Blutwäsche, bei der das Blut zusätzlich mit Sauerstoff angereichert wird. Obwohl das Bundesamt für Gesundheit (BAG) darauf hinweist, dass “bisher keine solide wissenschaftliche Evidenz bezüglich der Wirksamkeit dieser Behandlung bei Post-Covid” vorliegt, berichten viele Betroffene von deutlichen Verbesserungen ihrer Symptome. Die Therapie ist kostspielig – oft mehrere tausend Franken pro Behandlungszyklus – und wird von den Schweizer Krankenkassen nicht übernommen. Dies stellt viele Patienten wie Katharina vor die schwierige Entscheidung, entweder große finanzielle Opfer zu bringen oder auf potenziell hilfreiche Therapien zu verzichten. Nach der eigentlichen Blutwäsche folgt, wie Katharina erwähnt, eine “Entgiftungsphase” mit zusätzlichen Kuren für Leber und Darm, um den Reinigungsprozess zu unterstützen und den Körper bei der Erholung zu begleiten.
Katharinas Hoffnung ist klar: “Ich möchte einfach mein Leben zurück, wenigstens einen Teil davon.”
Vor dem Virus: Ein Leben voller Energie
“Kurz: Ich hatte ein wirklich schönes Leben”, beschreibt Katharina ihr Leben vor Long Covid. Die 41-Jährige war ein aktiver Mensch, der Freude am Leben und an ihrem Beruf am Flughafen Zürich hatte. Diese abrupte Veränderung ist für viele Long-Covid-Betroffene besonders schmerzhaft – die Erinnerung an das “normale” Leben vor der Erkrankung und die quälende Ungewissheit, ob dieser Zustand jemals zurückkehren wird.
Diese existenzielle Bedrohung spürt auch Katharina deutlich: “Entweder werde ich gesund, oder ich kann meine Miete und Fixkosten nicht mehr zahlen.” Für viele Long-Covid-Patienten ist diese doppelte Belastung – der gesundheitliche Kampf einerseits und die finanziellen Sorgen andererseits – eine erschütternde Realität, die zusätzlich belastet und den Genesungsprozess erschweren kann.
Zwischen Solidarität und Systemversagen: Wenn Fremde einspringen müssen
Es ist zutiefst berührend zu sehen, wie wildfremde Menschen Katharina auf ihrem schweren Weg unterstützt haben. Ihr Spendenaufruf auf GoFundMe erreichte Menschen, die sie nie getroffen hat, die aber dennoch ihr Herz und ihren Geldbeutel öffneten, um ihr zu helfen. “Das war mega krass, und ich bin allen Personen richtig dankbar”, beschreibt Katharina diese überwältigende Welle der Solidarität. Diese spontane Hilfsbereitschaft zeigt die schönsten Seiten unserer Gesellschaft – Mitgefühl, Großzügigkeit und die Bereitschaft, einander in Krisenzeiten beizustehen.
Doch hinter dieser herzerwärmenden Geschichte verbirgt sich eine bittere Wahrheit: Solche Spendenaufrufe sollten in einem wohlhabenden Land wie der Schweiz gar nicht nötig sein. Es ist nicht weniger als tragisch, dass Menschen wie Katharina auf Crowdfunding angewiesen sind, um eine potenziell hilfreiche medizinische Behandlung zu erhalten. Eigentlich wäre es die Aufgabe des Staates, insbesondere der Invalidenversicherung (IV), für solche Fälle einzuspringen und Menschen in gesundheitlichen Notlagen aufzufangen. Genau dafür wurde das Sozialversicherungssystem geschaffen. Doch die Realität zeigt ein anderes Bild: Long-Covid-Patienten fallen oft durch alle Maschen des Systems. Die IV erkennt die Erkrankung häufig nicht an, Krankenkassen verweigern die Kostenübernahme für vielversprechende Therapien, und so werden Betroffene in eine verzweifelte Situation gedrängt, in der sie öffentlich um Hilfe bitten müssen. Diese systematische Vernachlässigung ist nicht nur für die einzelnen Betroffenen verheerend, sondern auch ein Armutszeugnis für ein Gesundheits- und Sozialsystem, das gerade dann versagt, wenn Menschen es am dringendsten brauchen.
Unverständnis und Anfeindungen: Wenn die Krankheit abgesprochen wird
Die Kommentarspalten unter dem Originalartikel über Katharina zeigen leider ein erschreckendes Bild: Viele Menschen reagieren mit Unverständnis, Spott und sogar offener Anfeindung auf ihre Geschichte. Von “das ist doch nur psychisch” über “stell dich nicht so an” bis hin zu “Long Covid gibt es gar nicht” reichen die verletzenden Äußerungen. Diese Reaktionen verdeutlichen ein grundsätzliches Problem, mit dem Long-Covid-Betroffene täglich konfrontiert sind: Eine unsichtbare Krankheit wird oft nicht ernst genommen oder komplett abgesprochen.
Diese öffentliche Skepsis verschlimmert das Leid der Betroffenen zusätzlich. Sie kämpfen nicht nur mit den physischen Symptomen, sondern müssen sich auch ständig rechtfertigen und beweisen, dass ihre Erkrankung real ist. Freunde, Familie, Arbeitgeber und sogar Ärzte reagieren mitunter mit Zweifel. “Aber du siehst doch gut aus” ist ein Satz, den viele Betroffene nur zu gut kennen – und der die Verzweiflung noch verstärkt. Dieses fehlende Verständnis führt oft zu sozialer Isolation und verstärkt psychische Belastungen, die den Genesungsprozess zusätzlich erschweren.
Du bist nicht allein
Katharinas Geschichte ist kein Einzelfall. Tausende Menschen in der Schweiz kämpfen mit ähnlichen Symptomen und Herausforderungen. Viele fühlen sich alleingelassen, unverstanden und in ihrem Leiden nicht ernst genommen.
Unsere Community “Ich bin kein Einzelfall” bietet einen Ort der Unterstützung, des Austauschs und der gegenseitigen Hilfe. Hier findest du:
- Persönliche Geschichten von anderen Betroffenen, die zeigen: Du bist mit deinem Kampf nicht allein
- Aktuelle Beiträge und Informationen zu Long Covid, Behandlungsmöglichkeiten und Forschungserkenntnissen
- Eine Gemeinschaft, die dich versteht und unterstützt
Gemeinsam stärker
“Es ist, als ob dir jemand einfach dein Leben wegnimmt und du nichts dagegen tun kannst“, beschreibt Katharina ihre Erfahrung mit Long Covid. Dieser Ohnmacht wollen wir als Gemeinschaft etwas entgegensetzen.
Durch den Zusammenschluss von Betroffenen können wir:
- Mehr Aufmerksamkeit für Long Covid und seine weitreichenden Folgen schaffen
- Uns gegenseitig mit Rat und praktischer Hilfe unterstützen
- Gemeinsam für eine bessere medizinische Versorgung und Anerkennung kämpfen
Werde Teil unserer Gemeinschaft
Bist du selbst von Long Covid betroffen oder kennst jemanden, der damit kämpft? Teile deine Geschichte, finde Unterstützung und hilf dabei, Aufmerksamkeit für diese oft unsichtbare Erkrankung zu schaffen.
Entdecke hier unsere Mitgliedschaftsoptionen und werde Teil einer Gemeinschaft, die versteht, was du durchmachst. Denn gemeinsam sind wir stärker – und gemeinsam können wir einen Unterschied machen.
“Ich möchte einfach mein Leben zurück, wenigstens einen Teil davon.” – Dieser Wunsch von Katharina K. ist das, was uns alle verbindet. Als Gemeinschaft setzen wir uns dafür ein, dass dieser Wunsch für möglichst viele Realität wird.