Hoffnung für Long-Covid-Betroffene: Berner Forscher entdecken wichtige Coronavirus-Schwachstelle

Quelle: 20min.ch

Während Long-Covid-Patienten wie Katharina K. täglich kämpfen, arbeiten Wissenschaftler an neuen Behandlungsmöglichkeiten

Fünf Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie leiden noch immer zahlreiche Menschen wie Katharina K. unter den verheerenden Langzeitfolgen einer COVID-19-Infektion. Umso hoffnungsvoller stimmen aktuelle Forschungsergebnisse der Universität Bern, die einen vielversprechenden neuen Ansatz für die Entwicklung wirksamer Medikamente gegen Coronaviren aufzeigen.

Durchbruch in der Berner Forschung

Wissenschaftler der Universität Bern haben ein spezielles Protein des Coronavirus näher untersucht: das sogenannte Nsp1-Protein. Dieses Protein ist eines der ersten Virusproteine, das bei einer Infektion mit Coronaviren wie SARS-CoV-2 oder MERS-CoV in menschlichen Zellen gebildet wird und spielt eine entscheidende Rolle im Infektionsprozess.

“Dies gelingt Nsp1 durch zwei Mechanismen: einerseits durch die Hemmung der Produktion zelleigener Proteine, andererseits durch die gezielte Zerstörung der zelleigenen mRNA, welche die Baupläne für lebenswichtige Wirtsproteine enthält”, erklärt Evangelos Karousis, Autor der Studie.

Warum diese Entdeckung so wichtig ist

Diese Erkenntnisse könnten der erste Schritt zur Entwicklung neuer, breit wirksamer Medikamente gegen Coronaviren sein. Das Nsp1-Protein bietet sich aus mehreren Gründen als vielversprechender Angriffspunkt an:

  1. Es ist einzigartig für Coronaviren und hat kein vergleichbares Protein im Menschen
  2. Es spielt eine entscheidende Rolle bei der Vermehrung des Virus
  3. Es ist früh im Infektionsprozess aktiv
  4. Seine Struktur und Eigenschaften sind inzwischen gut erforscht

Wirkstoffe, die gezielt dieses Protein blockieren, könnten eine Infektion bereits in einem frühen Stadium stoppen und möglicherweise auch bei der Behandlung von Long-Covid-Symptomen helfen.

Hoffnung für Long-Covid-Betroffene wie Katharina K.

Für Menschen wie die 41-jährige Katharina K. aus Zürich, die seit einer dreifachen Corona-Infektion innerhalb von neun Monaten mit schweren Long-Covid-Symptomen kämpft, könnte diese Forschung ein Lichtblick sein. Katharina leidet unter extremer Erschöpfung, Konzentrationsschwierigkeiten, Muskel- und Gelenkschmerzen sowie Überempfindlichkeit gegenüber Licht und Geräuschen.

Seit Juli 2023 ist sie zu 100 Prozent krankgeschrieben und bangt um ihren Job am Flughafen Zürich, da ihr Krankentaggeld im Juni 2025 ausläuft. “Entweder werde ich gesund, oder ich kann meine Miete und Fixkosten nicht mehr zahlen”, beschreibt Katharina ihre verzweifelte Lage. In dieser Not hat sie sich für eine kostspielige Blutwäsche-Therapie in Wien entschieden, die von ihrer Krankenkasse nicht übernommen wurde und die sie nur dank Spenden über eine Crowdfunding-Plattform finanzieren konnte.

Zwischen wissenschaftlichem Fortschritt und gesellschaftlichem Unverständnis

Während die Wissenschaft kontinuierlich Fortschritte erzielt, zeigt sich in der Gesellschaft leider oft ein erschreckendes Maß an Unverständnis. Die Kommentarspalten unter Artikeln über Corona und Long Covid sind voll von Skepsis, Spott und sogar offenen Anfeindungen. Kommentare wie “Kein Virus. Keine Forschung. Alles Simulanten” oder “Wo genau und wie ist Corona überhaupt noch ein Problem?” verdeutlichen, wie weit die Wahrnehmung mancher Menschen von der Realität der Betroffenen entfernt ist.

Diese öffentliche Skepsis verschlimmert das Leid der Betroffenen zusätzlich. Sie kämpfen nicht nur mit den physischen Symptomen, sondern müssen sich auch ständig rechtfertigen und beweisen, dass ihre Erkrankung real ist. Dieses fehlende Verständnis führt oft zu sozialer Isolation und verstärkt psychische Belastungen, die den Genesungsprozess zusätzlich erschweren.

Pandemiemüdigkeit und die Mehrheit: Verständnis für beide Seiten

Es ist durchaus verständlich, dass viele Menschen nach mehr als fünf Jahren Pandemie vom Thema Corona ermüdet sind und zur Normalität zurückkehren möchten. Die Umfrage im ursprünglichen Artikel bei 20min.ch zeigt ein differenziertes Bild: Während 30% der 4894 Teilnehmenden angaben, eine heftige Corona-Infektion durchgemacht zu haben, berichteten 38% von einer milden Erkrankung. 14% waren nach eigenen Angaben nie infiziert, 8% kennen Betroffene, und 10% interessieren sich nicht für das Thema oder sind sich unsicher. Diese Zahlen verdeutlichen, dass zum Glück die Mehrheit nicht schwer betroffen war.

Für die breite Öffentlichkeit ist es daher nachvollziehbar, dass das Thema Corona an Dringlichkeit verloren hat. Doch genau hier entsteht eine schmerzhafte Kluft: Während für die meisten Menschen die Pandemie zunehmend zur Vergangenheit gehört, ist sie für Long-Covid-Betroffene noch immer bedrückende tägliche Realität. Diese unterschiedlichen Erfahrungswelten zu überbrücken, bleibt eine gesellschaftliche Herausforderung. Die Betroffenen brauchen weiterhin Aufmerksamkeit, Verständnis und Unterstützung – auch wenn die Mehrheit der Gesellschaft bereits wieder andere Themen in den Fokus gerückt hat. Ihre Stimmen dürfen nicht im allgemeinen Corona-Überdruss untergehen.Wiederholen

Die Kraft der Gemeinschaft

Umso wichtiger ist es, dass sich Betroffene zusammenschließen und gegenseitig unterstützen. Die Welle der Solidarität, die Katharina durch ihren Spendenaufruf erfahren hat, zeigt die schönsten Seiten unserer Gesellschaft – Mitgefühl, Großzügigkeit und die Bereitschaft, einander in Krisenzeiten beizustehen. “Das war mega krass, und ich bin allen Personen richtig dankbar”, beschreibt Katharina diese überwältigende Erfahrung.

Gleichzeitig ist es zutiefst tragisch, dass in einem wohlhabenden Land wie der Schweiz Menschen auf Crowdfunding angewiesen sind, um potenziell hilfreiche medizinische Behandlungen zu erhalten. Eigentlich wäre es die Aufgabe des Staates, insbesondere der Invalidenversicherung (IV), für solche Fälle einzuspringen und Menschen in gesundheitlichen Notlagen aufzufangen. Doch die Realität zeigt, dass Long-Covid-Patienten oft durch alle Maschen des Systems fallen.

Gemeinsam sind wir stärker

Unsere Community “Ich bin kein Einzelfall” bietet einen Ort der Unterstützung, des Austauschs und der gegenseitigen Hilfe für alle, die von Long Covid betroffen sind. Hier findest du:

  • Persönliche Geschichten von anderen Betroffenen, die zeigen: Du bist mit deinem Kampf nicht allein
  • Aktuelle Beiträge und Informationen zu Long Covid, Behandlungsmöglichkeiten und Forschungserkenntnissen wie der Berner Studie
  • Eine Gemeinschaft, die dich versteht und unterstützt

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Bist du selbst von Long Covid betroffen oder kennst jemanden, der damit kämpft? Teile deine Geschichte, finde Unterstützung und hilf dabei, Aufmerksamkeit für diese oft unsichtbare Erkrankung zu schaffen.

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“Ich möchte einfach mein Leben zurück, wenigstens einen Teil davon.” – Während Katharina und viele andere auf diesen Wunsch hoffen, arbeitet die Wissenschaft unermüdlich an neuen Lösungen. Und bis diese Realität werden, stehen wir als Gemeinschaft füreinander ein.

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