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In der Schweiz wird der Zugang zu medizinischer und technischer Unterstützung oft als selbstverständlich betrachtet. Doch die Geschichte der 12-jährigen Amira zeigt, dass dies nicht immer der Fall ist. Nach einer Covid-Infektion im Jahr 2021 wurde bei Amira die schwere neuroimmunologische Krankheit ME/CFS diagnostiziert – eine Form von Long Covid, die sie in ihrer Mobilität stark einschränkt. Ihre Familie kämpft seitdem um Unterstützung, insbesondere um einen Elektrorollstuhl, der ihr ein wenig Selbstständigkeit zurückgeben könnte. Doch die Hürden sind hoch, und der Weg zur Hilfe ist oft lang und zermürbend.
Ein dramatischer Einschnitt ins Leben
Vor ihrer Erkrankung war Amira ein lebenslustiges, kreatives und energiegeladenes Mädchen. Doch nach der Covid-Infektion änderte sich ihr Leben schlagartig. Die einfachsten Tätigkeiten, wie zur Schule gehen oder Freundinnen einladen, wurden für sie nahezu unmöglich. Ab April 2023 konnte sie den Unterricht gar nicht mehr besuchen und war immer mehr auf das Haus beschränkt. Arztbesuche und Mahlzeiten sind heute die wenigen Fixpunkte in ihrem Alltag.
Ihre Mutter, Judith Possin, entschied Anfang 2024, bei der IV einen Elektrorollstuhl zu beantragen, damit Amira zumindest wieder das Haus verlassen und ein Stück ihrer Unabhängigkeit zurückgewinnen kann. Ein Rollstuhl würde ihr die Möglichkeit geben, auch mal ohne die ständige Begleitung ihrer Mutter etwas zu unternehmen, vielleicht sogar mit einer Freundin an die frische Luft zu gehen – Dinge, die für andere Kinder selbstverständlich sind.
Hoffnung und Enttäuschung: Der lange Weg zur Bewilligung
Zunächst lief alles gut: Ein Reha-Techniker brachte Amira einen Elektrorollstuhl zur Probe, den sie einen Monat lang nutzen konnte. Die Freude war groß, und zum ersten Mal seit langem konnte sie kleine Ausflüge unternehmen. Doch dann folgte der Schock: Die IV verweigerte die Kostengutsprache mit der Begründung, dass Amira den Rollstuhl „wahrscheinlich nicht mindestens ein Jahr benötigen“ würde. Ein Argument, das die Mutter als absurd empfand, da der Zustand ihrer Tochter sich eher verschlechtert hatte.
Noch frustrierender war die Begründung der IV, dass der Rollstuhl nur für „Freizeitaktivitäten“ und nicht für den Schulbesuch benötigt würde. Dabei ist Amira so krank, dass sie zurzeit gar nicht zur Schule gehen kann. Der Rollstuhl wäre aber eine Chance, dass sie zumindest stundenweise am Unterricht teilnehmen könnte, wenn sich ihr Zustand stabilisieren würde. Ohne Rollstuhl bleibt jedoch auch dieser kleine Hoffnungsschimmer verwehrt.
Der Kampf geht weiter: Unterstützung durch Procap und einen neuen Arztbericht
Judith Possin akzeptierte die Ablehnung der IV nicht und wandte sich an die Behindertenorganisation Procap, um rechtliche Unterstützung zu erhalten. Gemeinsam verfassten sie einen 14-seitigen Arztbericht, der detailliert darlegte, warum Amira den Rollstuhl langfristig braucht. Währenddessen musste die Familie den ausgeliehenen Rollstuhl schweren Herzens zurückgeben. Judith versprach ihrer Tochter jedoch, dass sie für sie kämpfen würde – ein Versprechen, das sie entschlossen hielt.
Nach den Dreharbeiten des Beitrags kam dann die erlösende Nachricht: Die IV bewilligte den Elektrorollstuhl aufgrund des ausführlichen Arztberichts. Doch bis dieser tatsächlich geliefert wurde, sollte es noch eine Weile dauern.
Ein Fazit mit gemischten Gefühlen
Die Geschichte von Amira und ihrer Mutter zeigt, wie schwierig und emotional belastend der Weg zu notwendigen Hilfsmitteln sein kann, selbst in einem Land wie der Schweiz. Die IV bewilligte den Rollstuhl schließlich, doch erst nach intensiven Bemühungen und einem langwierigen Kampf, der ohne rechtliche Hilfe vielleicht erfolglos geblieben wäre.
Für viele Betroffene und ihre Familien ist es eine ernüchternde Erkenntnis, dass man oft nicht auf die Unterstützung zählen kann, selbst wenn die Notwendigkeit offensichtlich ist. Amiras Fall verdeutlicht, dass es wichtig sein kann, für seine Rechte einzustehen und sich notfalls rechtliche Hilfe zu holen.
Dieser Fall macht klar: Wenn man schwer krank ist, sollte man nicht auch noch darum kämpfen müssen, die Unterstützung zu erhalten, die einem zusteht. Amira und ihre Mutter zeigen, dass es sich lohnt, sich nicht unterkriegen zu lassen – und dass der Einsatz für die eigenen Bedürfnisse letztlich zu einem kleinen, aber wichtigen Erfolg führen kann.