Ein fast vergessenes Medikament als Hoffnung für Long-Covid-Betroffene: Die Geschichte von Luc Biland

Quelle: Aargauer Zeitung

Long Covid bleibt eine der größten medizinischen Herausforderungen unserer Zeit. Millionen Menschen weltweit kämpfen mit anhaltenden Symptomen, die ihr Leben und ihre Arbeitsfähigkeit massiv beeinträchtigen. Ein aktueller Artikel in der Aargauer Zeitung erzählt die inspirierende Geschichte von Luc Biland, einem jungen Mann, der dank eines alten Medikaments namens Cimetidin einen Weg aus der Krankheit fand. Seine Geschichte wirft ein neues Licht auf die möglichen Zusammenhänge zwischen Long Covid und dem Epstein-Barr-Virus (EBV) und zeigt, wie wichtig Eigeninitiative und Forschung in der Bewältigung dieser Krankheit sind.


Die persönlichen Kämpfe von Luc Biland

Luc Biland, ein 22-jähriger Aargauer, wurde während seines Studiums und seiner Arbeit im Familienunternehmen von Long Covid ausgebremst. Die Symptome – schwere Erschöpfung und phasenweise völlige Arbeitsunfähigkeit – begleiteten ihn über zwei Jahre. Immer wieder dachte er, die Krankheit hinter sich zu lassen, nur um von neuen Rückfällen eingeholt zu werden. “Es fühlte sich an, als wäre ich lebendig begraben,” beschreibt Luc seine Situation.

Wie viele andere Betroffene fühlte er sich von Ärzten und dem Gesundheitssystem im Stich gelassen. Die Wartezeiten auf Termine bei Spezialisten, wie der Immunologie-Abteilung des Universitätsspitals Zürich, waren lang, und viele Ärzte schienen mit dem komplexen Krankheitsbild überfordert zu sein.


Die Rolle des Epstein-Barr-Virus (EBV) bei Long Covid

Lucs Suche nach Antworten führte ihn zu wissenschaftlichen Studien, die auf einen Zusammenhang zwischen Long Covid und dem Epstein-Barr-Virus hinweisen. Das EBV, das bei vielen Menschen als Pfeiffer’sches Drüsenfieber bekannt ist, bleibt nach der Erstinfektion latent im Körper. Unter bestimmten Umständen, etwa durch eine geschwächte Immunabwehr, kann es reaktiviert werden.

Studien deuten darauf hin, dass zwischen 60 und 70 Prozent der Long-Covid-Betroffenen eine EBV-Reaktivierung aufweisen. Diese Reaktivierung könnte ein Schlüsselfaktor für die andauernden Symptome sein. Leider wird dieses Phänomen in der medizinischen Praxis oft übersehen, da Standardtests die Reaktivierung nicht zuverlässig nachweisen können.


Cimetidin: Ein altes Medikament mit neuem Potenzial

Aufgrund seiner intensiven Recherchen stieß Luc Biland auf den Wirkstoff Cimetidin. Dieses Medikament, das ursprünglich als Magensäureblocker entwickelt wurde, zeigt in älteren Studien immunmodulatorische Eigenschaften, die bei der Bekämpfung von EBV-Reaktivierungen hilfreich sein könnten. Bereits 1986 berichtete der amerikanische Arzt Jeffrey A. Goldstein von Erfolgen mit Cimetidin bei chronischen EBV-Infektionen.

Obwohl Cimetidin in der Schweiz nicht mehr im Handel ist, konnte Luc es mit Unterstützung seines Hausarztes als Selbstversuch einsetzen. Die Ergebnisse waren bemerkenswert: Bereits nach fünf Tagen der Einnahme spürte er eine deutliche Verbesserung. Die Symptome klangen ab, und er war wieder arbeitsfähig – ein Durchbruch nach zwei Jahren des Leidens.


Meine persönliche Perspektive

Als jemand, der selbst schwer von Long Covid betroffen ist, berührt mich diese Geschichte zutiefst. Ich kenne die Frustration, die mit der Krankheit einhergeht – die lähmende Müdigkeit, das Gefühl der Isolation und die Hoffnungslosigkeit, die entsteht, wenn Ärzte keine Antworten haben. Für mich und meine Frau, die sogar noch stärker betroffen ist, war die Geschichte von Luc Biland ein Lichtblick. Sie zeigt, dass es Möglichkeiten gibt, die Symptome zu lindern, auch wenn die Reise dahin oft mühsam ist.

Die Idee, dass ein altes Medikament wie Cimetidin neues Potenzial haben könnte, ist für uns inspirierend. Sie zeigt, dass die Antworten auf Long Covid manchmal in unerwarteten Ecken der medizinischen Forschung liegen.


Die Herausforderung der Anerkennung

Luc Bilands Erfolg mit Cimetidin ist jedoch kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen. Seine Geschichte verdeutlicht, wie dringend weitere Forschung notwendig ist. Trotz seines persönlichen Durchbruchs fehlen groß angelegte Studien, die die Wirksamkeit von Cimetidin bei Long Covid wissenschaftlich belegen könnten. Ohne diese Studien bleibt das Medikament für viele Betroffene unerreichbar.

Luc selbst hat Hunderte von E-Mails an Ärzte und Behörden geschrieben, um auf die Bedeutung von EBV-Reaktivierungen bei Long Covid aufmerksam zu machen. Doch sein Engagement stieß bisher nur auf begrenztes Interesse. Dies ist besonders frustrierend, wenn man bedenkt, wie viele Menschen von einer besseren Diagnose und Behandlung profitieren könnten.


Was wir daraus lernen können

Luc Bilands Geschichte ist ein Beispiel für die Kraft der Eigeninitiative und den Wert von Forschung. Sie erinnert uns daran, dass der Weg zur Heilung von Long Covid zwar kompliziert und oft entmutigend ist, aber dennoch Fortschritte möglich sind. Gleichzeitig zeigt sie, wie wichtig es ist, dass das Gesundheitssystem flexibler und innovativer wird, um auf neue Erkenntnisse zu reagieren.

Für mich persönlich bleibt die Hoffnung lebendig, dass Lucs Erfolgsgeschichte andere inspiriert – nicht nur Betroffene, sondern auch Forscher und Ärzte. Wir brauchen mehr Aufmerksamkeit für das Thema Long Covid und eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Betroffenen und der Wissenschaft, um neue Therapien zu entwickeln.


Ein Aufruf an die Forschung und die Gesellschaft

Luc Biland hat gezeigt, dass Long Covid nicht das Ende bedeuten muss. Seine Geschichte ist eine Erinnerung daran, dass es immer Hoffnung gibt, auch wenn die Antworten nicht immer sofort kommen. Doch diese Hoffnung braucht Unterstützung. Wir brauchen mehr Forschung, mehr Anerkennung und mehr Engagement von allen Seiten, um den Millionen von Menschen, die mit Long Covid leben, eine Perspektive zu geben.

Ich hoffe inständig, dass Geschichten wie diese die notwendige Aufmerksamkeit erhalten, um echte Veränderungen herbeizuführen – für mich, für meine Frau und für all jene, die jeden Tag mit dieser Krankheit kämpfen. Long Covid ist eine Herausforderung, aber es ist auch eine Gelegenheit, die Grenzen der Medizin neu zu definieren und bessere Lösungen für die Zukunft zu finden.

2 thoughts on “Ein fast vergessenes Medikament als Hoffnung für Long-Covid-Betroffene: Die Geschichte von Luc Biland

  1. Auch ich leide an me/cfs Syndrom seit 9 Jahren arbeitsunfähig infolge EBV Infekt! Könnte ein Buch schreiben über Erniedrigungen , Frustration , Hilfe verweigerung etc meiner Mitmenschen wenn ich nicht so erschöpft wäre…..

    1. Hallo liebe Silvana,
      ja das ist leider ein Problem was auch uns nur all zu bekannt ist.

      Wenn Du möchtest, kannst Du gerne Deine persönliche Geschichte hier veröffentlichen, ich unterstütze Dich auch sehr gerne beim schreiben.

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